Das Natura 2000-Schutzgebiet Urdenbacher Kämpe liegt im Süden von Düsseldorf. Es gehört zu den letzten großen Rheinauen am Niederrhein, die regelmäßig bei Hochwasser überschwemmt werden. Aus Solingen und Hilden kommt der Garather Mühlenbach und fließt in Höhe Düsseldorf-Hellerhof in die Rheinaue. Er folgt ab hier dem Verlauf eines alten Rheinbettes. Dort ändert der Bach auch seinen Namen und heißt Urdenbacher Altrhein. In den 1950er Jahren wurde ein Sommerdeich sowie zwei Entwässerungsgräben (Baumberger Graben, Parallelgraben) im Bereich des Altrheins angelegt. Mit dem Deichbau wurde der Urdenbacher Altrhein auf die nördlich gelegene Deichseite verlegt und linienhaft ausgebaut. Das damalige Ziel war es, die angrenzenden Wiesen vor Sommerhochwasser zu schützen. Der Altrhein büßte dadurch jedoch seinen ökologischen Wert ein.
Die Biologische Station bereitete gemeinsam mit der Stadt Düsseldorf die Redynamisierung des Urdenbacher Altrheins vor. Die nun fertiggestellten Bauarbeiten verantwortete die Stadt Düsseldorf federführend und arbeitete dabei eng mit dem Bergisch Rheinischen Wasserverband zusammen. Weitere Projektpartner sind die Nordrhein-Westfalen-Stiftung und das Land Nordrhein-Westfalen.
Zwischen August 2013 und April 2014 wurde der oben beschriebene Deich an zwei Stellen in Höhe Hellerhof und Urdenbach auf jeweils ca. 20 m Länge geöffnet. Die Öffnungen wurden mit Holzbrücken überspannt, sodass der Wanderweg wie früher genutzt werden kann. Der Urdenbacher Altrhein fließt jetzt auf einer Länge von 2,5 km linksseitig des Deiches im Geländetiefsten im Bereich des bisherigen Baumberger Grabens. Dort wird sich allmählich ein typisches Niederungsfließgewässer entwickeln. Infolge von Gewässerbegradigungen existieren diese ehemals charakteristischen Fließgewässer der Flussauen in ganz Nordrhein-Westfalen bist auf geringste Relikte nicht mehr.
Im bisherigen ausgebauten Bachbett reduzieren nun Schüttungen aus sandigem Boden den Abfluss des Restwassers. So werden sich weitere kleine Stillgewässer entwickeln. Auf Infotafeln werden die ökologischen Besonderheiten der Landschaft erläutert. Zudem bietet eine Aussichtsplattform in Höhe der Brücke Hellerhof die Möglichkeit, die nun weitgehend ungesteuerte Hochwasserdynamik ganz nah zu erleben.
Eine wissenschaftliche Begleitung und Dokumentation wird von der Biologischen Station Haus Bürgel mit ihren Kooperationspartnern durchgeführt bzw. koordiniert. Dabei wurde bereits der Ausgangszustand von Flora, Vegetation, den auentypischen Lebensräumen, Amphibien und Brutvögeln erfasst sowie Makrozoobenthos, Makrophyten und Fische dokumentiert. Aufgrund umfangreicher Untersuchungsergebnisse aus den Vorjahren kann auf eine breite Basis ökologischer Daten zurückgegriffen werden und die zukünftige Veränderung dokumentiert werden. Darüber hinaus sollen auch hydrologische und hydromorphologische Parameter untersucht werden. Als Kooperations- und Finanzierungspartner unterstützen uns die Stadt Düsseldorf, der Bergisch Rheinische Wasserverband, das Land NRW und die Düsseldorfer Firma AWISTA GmbH.
Hinzu kommt die Finanzierung erster Vogelkartierungen durch die Deutsche Umwelthilfe DUH und deren Partner Kyocera im Rahmen des Projektes "lebendigen Flüsse".
Erst durch den Kauf von angrenzenden Wiesen insgesamt 130 ha durch die NRW-Stiftung und weiteren 30 ha Ackerflächen durch die Stadt Düsseldorf konnte dieses Vorhaben konkretisiert werden. Die letzten Grundstückskäufe wurden mit erheblicher finanzieller Unterstützung des Landes Nordrhein-Westfalen getätigt.
Die Gesamtkosten der Baumaßnahme, inkl. der beiden Brückenbauten liegen bei ca. 600.000 €. Dazu kommen noch Ausgaben für die vorbereitenden Planungen, die Brückenplanung und notwendige Gutachten, in Höhe von ca.150.000 €. Für die wissenschaftliche Begleitung sind in einem Zeitraum bis 2024 etwa 100.000 € veranschlagt.
Die Stadt Düsseldorf finanzierte das Genehmigungsverfahren sowie anteilig die Planung und den Bau der Brücken. Hier waren verschiedene städtische Ämter eingebunden. Der Bergisch Rheinische Wasserverband setze als Gewässerunterhalter die notwendigen Gewässerbaumaßnahmen um. Die NRW-Stiftung stellte eine finanzielle Beteiligung für die Brücken und die Aussichtsplattform zur Verfügung. Das Umweltministerium NRW bewilligte Fördergelder zur Umsetzung der EU-Wasserrichtlinie.
Alle Beteiligten sind gespannt, welche Entwicklung das Niederungsfließgewässer nehmen wird, wenn lediglich zwei Deichöffnungen als Initialmaßnahme geschaffen werden.
Durch einen möglichst geringen Eingriff in die Natur soll hier modellhaft für ganz Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus ein hoher ökologischer Nutzen bei vergleichsweise geringem finanziellen Aufwand erreicht werden.