Pflanzenkohle – aus Landschaftspflege und für Gärten

Pflanzenkohle entsteht, wenn Reste pflanzlicher Biomasse nicht verbrannt, sondern unter Sauerstoffausschluss verkohlt werden. Jeder hat diesen thermochemischen Umwandlungsprozess (Pyrolyse genannt) schon mal beim Anzünden eines Streichholzes praktiziert: durch die Hitze steigen Holzgase aus dem Hölzchen nach oben und verbrennen mit Sauerstoff, welcher der darunter befindlichen Schicht, wo nun die Karbonisierung einsetzt, entzogen wird. Zurück bleibt ein verkohlter, schwarzer Holzstift (nichts Anderes als Pflanzenkohle) und ein wenig weiße Asche. Das verkohlte Stück ist reich an Kohlenstoff und besitzt viele interessante physikalische und chemische Eigenschaften.


Was hat das mit uns zu tun?

Wir finden viel, denn Pflanzenkohle ist vielversprechend und vielschichtig. Sie kann als Bodenhilfsstoff eingesetzt werden und damit Bodenfruchtbarkeit erhöhen. So wurde sie von unseren indigenen Vorfahren verwendet, die damit gleichsam ihr „Abfallproblem“ lösten. Herausgekommen sind beispielsweise die bis heute erhaltenen humus- und nährstoffreichen Schwarzerden im Amazonasgebiet (bekannt als Terra Preta). Etliche alternativ Gärtnernde lassen bereits diese traditionelle Bodenbewirtschaftung wiederaufleben und erzielen mit Pflanzenkohle belebte Böden, gesundes Pflanzenwachstum und reiche Ernte. Wenngleich landwirtschaftliche Anwendungen weltweit im Vordergrund stehen, kommt Pflanzenkohle aber zunehmend auch in anderen Bereichen, beispielsweise in Substraten für Stadtgrün oder der Baustoffindustrie zum Einsatz.

Nicht ohne Folgen, und zwar überwiegend positiver Art. Denn dort, wo Pflanzenkohle stoffliche Anwendung findet und nicht wie Grillkohle oder fossile Kohle verbrannt wird, wird Kohlenstoff, den Pflanzen mittels Photosynthese als CO2 aus der Atmosphäre entfernt und in Pflanzenmasse gebunden haben, gespeichert; unter Umständen sogar für ziemlich lange Zeit, wie die Jahrhunderte alten menschengemachten Schwarzerden, aber auch neuere Forschungen zeigen. Sofern Pflanzenkohle also stofflich eingesetzt und nachhaltig hergestellt wird, insbesondere aus Reststoffen, die sonst keine Verwertung finden, hat sie Potenzial, uns ein Stück weit aus unserer selbst gemachten Klimakrise zu helfen. Schaut einmal in das Video des Fachverbandes für Pflanzenkohle:


 

Wir machen Kohle für’s Klima – Jeder kann mitmachen

Das Beste daran ist, dass jeder mit Pflanzenkohle einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Wir zeigen ab 2025 in unserer neuen Umweltbildungsveranstaltung, gefördert durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung NRW, wie HobbygärtnerInnen Pflanzenkohle anwenden und sogar selbst herstellen können. Wir haben dazu einen sogenannten Kon-Tiki, ein kleines Jedermann-Verkohlungsgerät im Bestand, den wir gerne gegen Spende an KursteilnehmerInnen verleihen. Bitte sprecht uns darauf an.



Wer keine eigene Anwendungsmöglichkeit im Garten hat, sich aber dennoch mit Pflanzenkohle für Klimaschutz und Biodiversität einsetzen möchte, kann KlimapatIn im Netzwerk Blühende Landschaft werden. Mit diesem Beitrag helft ihr, Pflanzenkohle auf artenreichen Blühflächen deutschlandweit einzubringen. Unter der Homepage des Netzwerkes findet ihr eine Info-Grafik mit ganz vielen Details.

Wer sich zunächst ins naturnahe Gärtnern mit Pflanzenkohle hineinhören möchte, dem empfehlen wir den Podcast des Bochumer Unternehmens keep it grün.


Mehr Kohle für den Naturschutz

Wir selbst sind auf das Thema Pflanzenkohle gestoßen, als wir nach neuen Verwertungsmethoden für Landschaftspflegematerial gesucht haben, welches wir mit Eurer Hilfe bei Aktionen zusammentragen und für gewöhnlich in die nächste Kompostierungsanlage abtransportieren. Wäre es nicht viel einfacher, den holzigen Grünschnitt direkt am Entstehungsort zu verwerten und mit einem Produkt, welches wir in unseren Gärten verwenden können, heimzukehren?

 


Dank der Unterstützung aus dem LVR-Netzwerk Kulturlandschaft durften wir uns in 2024 in einer Potenzialstudie mit der Thematik der mobilen Verkohlung in der Landschaftspflege näher auseinandersetzen. Unsere umfangreichen Recherchen haben dennoch viele Fragen offengelassen. Hoher organisatorischer Aufwand und technische Schwierigkeiten aufgrund der Freilandsituation sowie ungeklärte rechtliche Rahmenbedingungen, da der neuartige Ansatz nicht in vorhandene Kategorien passt, rechtfertigen unserer Meinung nach nicht die Anschaffungskosten. Vor diesem Hintergrund konnten wir hierzulande auch keinen vergleichbaren, in der Landschaftspflege praktizierten Ansatz finden. Stattdessen sind wir aber auf innovative Projekte mit industriellen Anlagekonzepten gestoßen, welche in eine regionale Kreislaufwirtschaft eingebettet sind. Diese haben den Vorteil der Abwärmenutzung, welche Pflanzenkohle eigentlich erst zu einem nachhaltigen und entsprechend zertifizierbaren Produkt macht.

Wir danken dem Landschaftsverband Rheinland für die Möglichkeit, in dieses verheißungsvolle Thema Pflanzenkohle einzutauchen und sind weiterhin interessiert an fachlichem Austausch, regionalen Initiativen und gesellschaftlicher Implementierung im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.

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