Pädagogisches Konzept

1. Die Biologische Station Haus Bürgel e. V.

Inmitten der Rheinaue Urdenbacher Kämpe zwischen Düsseldorf und Monheim am Rhein liegt der historische Gutshof Haus Bürgel. Hier hat die Biologische Station Haus Bürgel e. V. ihren Sitz. Die Rheinaue liegt wie eine grüne Oase im eng verzahnten Ballungsgebiet zwischen den beiden Städten und ist sehr gut mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Die Urdenbacher Kämpe ist eine der letzten noch regelmäßig überfluteten Auelandschaften am Niederrhein. Hier findet sich eine reiche Tier- und Pflanzenwelt und eine große Vielfalt an verschiedenen Lebensräumen auf kleinem Raum. So bietet die Urdenbacher Kämpe neben dem breiten Rhein Auenlandschaften sowie artenreichen Feuchtwiesen und Streuobstwiesen mit den vielen alten Apfelsorten. Direkt hinter dem Haus liegt unser Teich, an dem viele der Umweltbildungsangebote stattfinden. Der alte Gutshof selbst ist von Pferdeweiden umgeben. Hier sieht man bei gutem Wetter die Kaltblutpferde der Familie Reuter, die hier seit vielen Jahrzehnten gezüchtet werden und von denen es nur noch wenige gibt. Im Jahr 1864 wurde im Obstgarten von Haus Bürgel ein bis dahin unbekannter Apfelbaum entdeckt, dessen Äpfel den Namen „Kaiser Wilhelm“ bekamen und die heute auf Obstwiesen in ganz Deutschland steht. Doch die Geschichte des Ortes reicht noch viel weiter zurück: Das ehemalige Römerkastell ist ein Bau- und Bodendenkmal mit einer über 2.000-jährigen Geschichte, die heute auch das Römische Museum beheimatet. Seit dem 27. Juli 2021 ist Haus Bürgel als Teil des Niedergermanischen Limes als UNESCO Weltkulturerbestätte gelistet und damit eines von sechs Welterbestätten in Nordrhein-Westfalen.

 

1.1 Naturschutz

Die Biologische Station ist ein gemeinnütziger Verein, dessen wichtigsten Aufgaben der Naturschutz und die Umweltbildung sind. Für die Stadt Düsseldorf und den Kreis Mettmann betreuen wir verschiedenen Natur- und Landschaftsschutzgebiete in unserer Region. Dabei steht der Schutz von Tieren, Pflanzen und Lebensräumen im Vordergrund. Dazu erfassen wir Daten und planen Maßnahmen. Auch die Entwicklung neuer Naturoasen und die Wiederherstellung gestörter Lebensräume wie die Renaturierung von natürlichen Flussläufen oder die Wiedervernässung von Mooren gehören zu unseren Aufgaben. Dabei verstehen wir uns als Bindeglied zwischen dem haupt- und ehrenamtlichen Naturschutz und werden vielfältig von unserem großen Netzwerk an ehrenamtlich Helfenden unterstützt. Bei der Umsetzung unserer Naturschutzarbeit ist es unerlässlich, eng mit den Landwirten zusammen zu arbeiten. Zudem vermarkten wir regionale Produkte wie Obst, Apfelsaft, Honig und unterstützen weitere Produzenten bei der Vermarktung regionaler Produkte.

 

1.2 Bildung

Die zweite Säule unserer Arbeit ist die Umweltbildung. Wir möchten möglichst viele Menschen für die Natur begeistern und zu verantwortlichem Handeln anregen. Wir bieten für die Kindertagesstätten und Schulen unserer Region ein vielfältiges, aktives Bildungsangebot an, das sich stetig weiterentwickelt. In unserem breit gefächerten Veranstaltungsprogramm haben wir wechselnde Exkursionen, Vorträge und Mitmach-Aktionen. Auch die Entwicklung von Informationsschildern und Besucherlenkung gehört zu unseren Aufgaben.

2. Institutionelle Grundlagen für unser Bildungsangebot

Von Haus Bürgel aus lassen sich in der Urdenbacher Kämpe vielfältige, mosaikartige Naturschutzflächen und Kulturlandschaften fußläufig erreichen. Diese Landschaften sind die Grundlage für unsere angebotenen Themenschwerpunkte und die meisten unserer Bildungsangebote für Kindertagesstätten und Schulen finden hier statt. Durch unsere Lage direkt am Ballungsgebiet und die gute Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln können wir ein vielfältiges Naturangebot bieten, das für viele Menschen verschiedenen Alters, Hintergrund und Herkunft leicht zu erreichen ist.

Als Biologische Station des Kreises Mettmann und Stadt Düsseldorf bieten wir darüber hinaus auch Bildungsangebote und Exkursionen in die anderen, vielfältigen und besonderen Naturräumen unseres Betreuungsgebietes an wie z. B. in Heidegebiete, Moore, urbane Räumen sowie durch Sand- und Kiesabgrabungen gestaltete Flächen an.

 

2.1 Ökologisches Umfeld Alter Gutshof

Der alte Gutshof selbst bietet ein durchdachtes, ökologisches Umfeld. Durch verschiedene Aufwertungen wie Nisthilfen für Vögel und Bienen sowie die Beschaffenheit des Gutshofs selbst als altes Gebäude mit Scheunen, Mauern und Ställen gibt es bereits hier viele ökologische Nischen, in denen sich viele Bewohner wohl fühlen. Hier können Kinder und Schüler:innen hautnah Vögel, Amphibien und Insekten kennenlernen und praxisnah erfahren, was jeder einzelne in seinem Umfeld für ihren Schutz tun kann.

Im Garten laden neben den alten Spuren der Römer im Mauerwerk auch die Beete mit Nahrungs- und Nutzpflanzen in die Geschichte ein. Sie wurden so angelegt, dass man der Kultivierung bestimmter Nutzpflanzen im Laufe der Jahrhunderte von „Beet zu Beet“ folgen kann. Dieses Umfeld bietet sich an, um naturnahes und torffreies Bewirtschaften eines Gartens kennenzulernen und die Geschichte verschiedener Nutzpflanzen.

 

2.2 Streuobstwiesen

Direkt vor Haus Bürgel liegt unsere Muster-Streuobstwiese, auf der etwa 30 alte Obstsorten wachsen. Die Bäume tragen hier Informationsschilder zu den Sorten, zur Kultur und Veredelung. Sie ist auch für weniger mobile Menschen leicht zugänglich und zeigt gut gepflegte Obstbäume sowie eine beispielhafte Strukturvielfalt mit Hecken und Totholzhaufen. Zudem lassen sich hier mehrere Honigbienenvölker sowie in einem angelegten Sandarium viele verschiedenen Wildbienen beobachten. Die Wiese lädt mit Bänken auch vorbeikommende Spaziergänger zum Verweilen und Fallobstsammeln ein. Hier finden viele Bildungsangebote für Kindertagesstätten und Schulen statt sowie Obstbaumschnittkurse. Ein großes Event ist unser Frischobstverkauf, den wir durch die Information zum Wert alter robuster und vielseitiger Sorten, deren Verwendung und genetischer Vielfalt ebenfalls zu einer Bildungsveranstaltung für Interessierte machen.

 

2.3 Teich

Ebenfalls direkt am Haus liegt unser Teich, an dem die Angebote zum Lebensraum Teich mit all seinen Facetten stattfinden. Er bietet mit seinem Steg, Bänken, einer Spielwiese und sanitären Anlagen eine optimale, sichere und ruhige Umgebung für Bildungsangebote und eine Atmosphäre, die Lernen fördert. Unser Teich ist ökologisch wertvoll gebaut und beheimatet die Artenvielfalt der Urdenbacher Kämpe, hat jedoch den großen Vorteil, dass hier ohne die Einschränkungen und Gebote eines Naturschutzgebiets praxisorientiertes Lernen möglich ist.

 

2.4 Rheinaue

Eingebettet in einer Schleife des Rheins bietet natürlich auch der breite Strom mit seinen Kiesufern viele Ansatzpunkte für Bildungsarbeit. Hier bieten sich geologische und ökologische Themen an, die leicht eine Tür für kulturelle und ökonomische Aspekte öffnen, wenn man den großen Schiffen beim Passieren und den Schafen auf den Wiesen zusieht. Die Urdenbacher Kämpe ist eine der letzten, regelmäßig überfluteten Auenlandschaften am Niederrhein und zeigt bei jedem Hochwasser die gewaltige Macht des Wassers. Durch ein besonderes Hochwasser im 14. Jahrhundert veränderte der Rhein seinen Lauf, so dass Haus Bürgel, ursprünglich linksrheinisch gebaut, nun auf der rechten Seite des Rheins liegt. Ein spannender Ort mit Geschichte, der nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene zum Lernen und Staunen einlädt. Mit der Renaturierung des Altrheins entwickelt sich seit 2014 eine spannende Auenlandschaft, die vielfältige Einblicke in die Lebensräume, aber auch in die Umsetzung eines dynamischen Gewässerentwicklungsprojekt bietet. In Jahr 2022 tauchte sogar der erste Biber auf und bekam im folgenden Jahr Nachwuchs. Am Altrhein lässt sich die Aue als wertvoller Lebensraum und ihre Bedeutung für den ökologischen Hochwasserschutz direkt an der Stadtgrenze erfahren.

 

2.5 Historie, Landwirtschaft und Kultur

Eine weitere Besonderheit ist die gemeinsame Nutzung des Standortes Haus Bürgel zusammen mit dem Römischen Museum, dem landwirtschaftlichen Betrieb der Kaltblutpferdezucht Reuter und der Biologische Station. Diese interdisziplinäre Zusammenarbeit macht den lebendigen Charakter von Haus Bürgel aus. Mit den Zielen Heimat, Naturschutz, Kultur- und Denkmalpflege erfüllt Haus Bürgel vorbildlich alle Stiftungsziele des Eigentümers NRW-Stiftung, welche sich auch im Bildungsangebot widerspiegeln. Durch ein gemeinsames Gruppen- und Veranstaltungsprogramm aller drei genannten Akteure, einen jährlichen gemeinsamen Aktionstag (Tag des offenen Denkmals/offenen Tür) sowie das Zusammenleben auf den gemeinsam genutzten Flächen wie dem historischen Nutzgarten leben wir täglich unsere gegründete Dachmarke. Ein gemeinsames Logo repräsentiert Haus Bürgel und seine Akteure.

3. Ziele unserer Bildungsarbeit

3.1 Naturerfahrung durch handlungsorientiertes und eigenverantwortliches Lernen

Wir möchten bei Kindern, Schüler:innen sowie Erwachsenen die Liebe zur Natur wecken und wachhalten. Wir sind überzeugt, dass eine emotionale Bindung zur Natur der Schlüssel zum Handeln für eine bessere Welt für alle ist. Unser Ziel ist es, unseren Teilnehmenden, aber auch uns selbst, ein selbsttätiges, handlungsorientiertes und eigenverantwortliches Lernen zu ermöglichen – egal in welchem Alter. Durch eigene Entdeckungen wird das Interesse an Naturphänomenen und zukunftsrelevanten Konflikten geweckt. Durch das eigenverantwortliche Tun kann der Schritt vom Wissen zum Handeln vollzogen werden. Auf unserer Obstwiese lassen sich Themen wie z. B. die Obst und alte Sorten auch schon für jüngere Kinder leicht aus verschiedenen Dimensionen (sozial, kulturell, ökonomisch) betrachten. Dabei bieten sie gute Überleitungen für gesellschaftlich relevante Themen wie Konsum, fairer Handel, Klima und Mobilität, die wir gerne aufgreifen. Durch das Nebeneinander von Natur, Kulturlandschaft und Wirtschaft, die durch die oben beschriebenen Besonderheiten von Haus Bürgel mit seiner Geschichte und seinen Akteuren allgegenwärtig ist, ergibt sich „fast von selbst“ eine multidimensionale Betrachtung von Sachverhalten, die für BNE-Lernprozesse essentiell ist. Auch die Vernetzung von Wissen lässt sich bei uns durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit der Akteure auf Haus Bürgel, aber auch im Naturschutz mit den vielfältigen Berührungspunkten zu anderen Bereichen wie Wasserwirtschaft, Fortwirtschaft und Landwirtschaft als alltägliche Notwendigkeit natürlich erfahren.

 

3.2 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung

Bei unseren Angeboten orientieren wir uns an den 17 Nachhaltigkeitszielen und betrachten die Dinge aus verschiedenen Blickwinkeln. Dabei wollen wir ein grundlegendes Verständnis schaffen, wie menschliches Handeln mit Prozessen in Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft verknüpft sind. Dadurch machen die Teilnehmenden die Erfahrung, dass jeder Einzelne durch das eigene Handeln nachhaltige Entwicklungen vor Ort und in der Welt anstoßen kann. Dabei sprechen wir insbesondere die Ziele 4 (hochwertige Bildung), 11 (nachhaltige Städte und Gemeinden), 12 (nachhaltiger Konsum und Produktion), 13 (Maßnahmen zum Klimaschutz) und 15 (Leben an Land) an.

So bieten alte Bewirtschaftungsmethoden, wie z. B. die Schafbeweidung, oder der Erhalt alter Obstsorten auf unseren Streuobstwiesen viele Ansatzpunkte, Sachverhalte aus ökologischer, kultureller und ökonomischer Sicht zu beleuchten.

 

3.3 Bildung für nachhaltige Entwicklung

Den konzeptionellen Rahmen unserer Bildungsangebote bildet eine Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE), welche sich an den 17 Zielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen orientiert. Die Prinzipien der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung ergänzen diese. Bei der inhaltlichen Gestaltung unserer Kurse orientieren wir uns an den Bildungsgrundsätzen für Kinder von 0 bis 10 Jahren in Kindertagesbetreuung und Schulen im Primarbereich in Nordrhein-Westfalen, den Lehrplänen für die Schulen und an der Leitlinie BNE des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes NRW sowie am Beutelsbacher Konsens der Politischen Bildung.

Wir fördern mit unseren Bildungsangeboten Handlungskompetenzen und Kenntnisse, die notwendig sind, um zukunftsfähig zu denken und zu handeln, sodass jeder Mensch seinen Beitrag zu einer gemeinsamen gesellschaftlichen Entwicklung leisten kann.

 

3.4 Unsere Einrichtung als gesellschaftspolitischer Akteur

Wir verstehen uns als politisch aktive Einrichtung, denn wir stellen uns aktuellen gesellschaftspolitischen Themen. Mit den Themen Insektensterben, Klimawandel, Arten- und Sortenschwund werden auch in unseren Veranstaltungsangeboten Probleme aufgegriffen und praxisnahe Lösungen vorgestellt.

Es ist uns nicht nur ein großes Anliegen, Menschen für die Vielfalt der Natur zu begeistern, sondern vor allem auch positive Ansätze aufzuzeigen und erlebbar zu machen. Die große Herausforderung und unser ausgesprochenes Ziel ist es dabei, nicht mit erhobenem Zeigefinger Verhaltensmaxime vorzugeben, sondern die Eigenverantwortung und persönliche Abwägung zu stärken. Deshalb ist uns wichtig, auch Widersprüche, Unwägbarkeiten, Dilemmata und Risiken sowie Interessen- und Zielkonflikte in unseren Bildungsveranstaltungen zu thematisieren. Über die erlebte Naturerfahrung und Vermittlung von Zusammenhängen von Wirtschaftskreisläufen, können die Teilnehmer die eigenen Werte überdenken und ihre Handlungskompetenz und das Veränderungspotenzial als Verbraucher erkennen.

4. Umsetzung unserer Bildungsarbeit

4.1 Praxisorientiert und partizipativ

Unser Verständnis von Bildung ist praxisorientiert. Unsere Angebote fördern durch aktives Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ Kompetenzen im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Wir möchten etwas bewegen und anpacken für die Natur und diesen Tatendrang weitergeben. Bei unserer Bildungsarbeit ist uns zudem Partizipation sehr wichtig. So beteiligten wir z. B. die Besucher:innen der Urdenbacher Kämpe bei der Neugestaltung der Besucherinformationen oder schaffen Naturerfahrungsräume im urbanen Raum, bei denen die Kinder und Jugendliche selbst entscheiden und gestalten. Wir bieten unseren Teilnehmenden jeden Alters einen Rahmen für Kompetenzerwerb an, der sie befähigt an der notwendigen Transformation unserer Gesellschaft mitzuwirken. Insofern bekräftigt uns der in der Agenda 2030 formulierte Bildungsauftrag in unserem Verständnis von Bildungsarbeit, wie wir sie schon seit Jahrzehnten erarbeiten und anbieten.

 

4.2 Struktur unserer Bildungsangebote

Unsere pädagogischen Programme sind stets nach der folgenden Struktur aufgebaut. Wir beginnen unsere Kursangebote mit einem Einstieg, bei dem wir an die Lebenswirklichkeit und dem Vorwissen der Lernenden anknüpfen. Für unsere BNE-Angebote greifen wir eine BNE-relevante Fragestellung auf, welche den Roten Faden des Kurses darstellt. Darauf folgt die Praxisphase, welche den größten zeitlichen Umfang bekommt. Uns ist es besonders wichtig, dass die Lernenden sich eigenverantwortlich und praktisch mit einem Thema auseinandersetzen können. Schwerpunkt dieser Phase ist das selbsttätige, praxisorientierte und kooperative Arbeiten. Im Anschluss werden die gemachten Erfahrungen und Erkenntnisse der Lernenden besprochen und durch Wissensvermittlung unterstützt und zusammengefasst. Bei der abschließenden Reflexion werden Dilemmata deutlich, die vor dem Hintergrund der Einstiegsfrage diskutiert werden. Dazu benutzen wir verschiedenen Methoden wie z. B. Rollenspiele um den Blickwinkel der Teilnehmenden aus verschiedenen Perspektiven erlebbar zu machen. Zum Abschluss des Kurses sollen alltagstaugliche Handlungsmöglichkeiten gefunden werden. Die Lernenden machen dabei die Erfahrung, dass es nicht die eine „Lösung“ für ein Problem gibt, sondern Kompromisse gefunden werden müssen. Jeder Einzelne kann und muss für sich selbst entscheiden, welche Entscheidungen und Handeln sich daraus für sein Leben ergeben. Dabei sehen wir unsere Veranstaltung immer als Einladung, sich über unsere Bildungsveranstaltung hinaus in der Einrichtung und im alltäglichen Leben mit der Thematik zu beschäftigen.

 

4.3 Methodische Grundlagen

Die methodische Umsetzung unserer Bildungsarbeit orientiert sich maßgeblich an den Prinzipien der Montessori-Pädagogik. Dabei sollen die Lernenden bei der Gestaltung ihrer Lernprozesse unterstützt werden, in dem sie Verantwortung für sich und andere übernehmen und sich den Erfolg des eigenen Engagements und Lernens bewusstmachen. Die Herangehensweise von Montessori eignet sich optimal, um die Ziele einer Bildung für nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen. Daher spielen das partizipative und kooperative Arbeiten in unseren Bildungsangeboten eine wichtige Rolle.

 

4.4 Pädagogische Arbeit als Teamwork

Unsere Arbeit ist geprägt von Kreativität und Teamgeist sowie einem gleichberechtigten, sozialen und zukunftsorientierten Miteinander. Ein regelmäßiger Austausch zwischen den Mitarbeitenden der Umweltbildung zu neuen Formaten, aber auch zu den „eingespielten Klassikern“ sichert eine stetige Verbesserung in der Umsetzung und eine hohe Qualität der Angebote. Zusätzlich dazu finden mindestens ein- bis zweimal im Jahr Runden mit allen wissenschaftlichen Mitarbeitenden und der Leitung statt, bei der wir Ideen vorstellen und gemeinsam neue Projekte und Bildungsangebote entwickeln. Dabei bereichern die gemachten Erfahrungen und verschiedenen Hintergründe in unserem Team die Projektgestaltung. Jedem Mitarbeitenden stehen mehrere Fortbildungstage im Jahr offen, die in Absprache mit der wissenschaftlichen Leitung nach Bedarf und persönlichen Interessen ausgewählt werden. Für Themen, die alle Mitarbeitenden betreffen, führen wir interne Fortbildungen mit eingeladenen Referent:innen durch, wie z. B. in diesem Jahr ein moderierter Workshop zur Entwicklung unseres Leitbildes.

 

4.5 Mehrwert durch Vernetzung

Unser Veranstaltungsprogramm mit Exkursionen in verschiedene Gebiete und zu verschiedenen Themen und mit unterschiedlichen Kooperationspartnern wie den Volkshochschulen, dem Naturkundemuseum Benrath, der Kompostberatung der AWISTA oder verschiedenen Landwirten hält viele nachhaltige Anregungen bereit.

Die breite Vernetzung mit aktiven gesellschaftlichen Gruppen spiegelt sich z.B. auch beim Tag der offenen Tür wieder. Hier präsentieren sich diverse NGOs (nichtstaatliche und regierungsunabhängige Vereinigungen, die sich sozial- und umweltpolitisch engagieren). Dazu gehören z. B. verschiedene Naturschutzverbänden, der Ernährungsrat Düsseldorf, der Verein zur Erhaltung alter Nutzpflanzen oder die Bürgerinitiative Hafenalarm. Die Biologische Station ist Mitglied im Ernährungsrat und im Beirat der Regionalbewegung. Hier unterstützen und werben wir für regionale Wirtschaftskreisläufe.

 

4.6 Mehrwert durch institutionalisierte Kooperation

Unser Ziel ist zudem, neben den Einzelveranstaltungen möglichst langfristige und nachhaltige Angebote zu schaffen. Dazu haben wir mit dem Luisengymnasium und dem Anette-von-Droste-Hülshoff-Gymnasium in Düsseldorf, der Montessori-Grundschule in Düsseldorf und Peter-Ustinov-Gesamtschule in Monheim Bildungspartnerschaften. Diese ermöglichen uns und den Schulen eine langfristige, verlässliche und nachhaltige Zusammenarbeit. Über die enge Zusammenarbeit mit unseren ehrenamtlichen Helfer:innen versuchen wir auch für Erwachsene eine Möglichkeit für nachhaltiges Engagement und Handeln zu schaffen. So konnten wir 2019 und 2020 in Kooperation mit der NUA im Projekt „Ehrenamt im Naturschutz stärken“ das ehrenamtliche Engagement durch eine „Ausbildung“ mit Themen-Wochenenden und einer Prüfung zum Abschluss fördern und unser Netzwerk erweitern. Zudem gibt es mehrere Ehrenamts-Gruppen, die sich wöchentlich treffen und im Garten oder bei Landschafspflegeeinsätzen aktiv werden. Ein weiteres gelungenes Beispiel für den Aufbau einer nachhaltigen Zusammenarbeit sind die „AuenErlebnisbegleiter:innen“. Sie wurden 2014 im Rahmen des Projektes „AuenBlicke“ in Kooperation mit der Naturschutzakademie in Recklinghausen ausgebildet. Seit dem bieten sie als Multiplikator:innen regelmäßig einmal im Monat und auf Anfrage Führungen durch die Urdenbacher Kämpe zu verschiedenen Themen an.

5. Zielgruppen und differenzierte Angebote

5.1 Zielgruppen

Unsere Angebote richten sich an alle Menschen, wobei wir die Vermittlung der Inhalte und Methoden alters- und entwicklungsgerechte an die Zielgruppe anpassen. Bei unseren Veranstaltungen geben wir die Barrierefreiheit mithilfe von dem Icon-Sets „Mensch & Barrierefreiheit“: anatom5 GmbH, Natko e.V. an.

Wir bieten ein umfangreiches Bildungsangebot für die nonformale und formale von Kindertagesstätte bis zur Oberstufe und Erwachsenenbildung an. Veranstaltungen und Exkursionen, Vorträge und Landschaftspflegeeinsätze für Erwachsene runden unser Angebot ab.

 

5.2 Differenzierte Angebote

In unseren Bildungsprogrammen haben wir alle Angebote nach Naturerfahrung, Umweltbildung und Bildung für nachhaltige Entwicklung kategorisiert und mit entsprechenden Logos deutlich gekennzeichnet. Eine Definition, wie wir die drei Kategorien für unsere Bildungsarbeit verstehen, findet sich ebenfalls im Programm.

6. Evaluation

Die Evaluation erfolgt adressatengerecht: Mit Kindern und Schüler:innen führen wir eine mündliche Feedback-Runden durch, bei der meist über Stellspiel, Fünf-Finger-Methode o. ä. das Angebot evaluiert wird. Mit den Lehrkräften oder bei Veranstaltungen für Erwachsene erfolgt die Evaltuation über freie Reflektionsrunden mit einer Erwartungsabfrage und Raum für Verbesserungsvorschlägen. Bei mehrtätigen Angeboten gibt es zu dem Wissens- und Erfolgskontrollen.

Intern erfolgt nach neuen Angeboten und standardmäßig quartalsweise eine Reflektion der Angebote und deren Umsetzung mit den Mitarbeitenden der Umweltbildung und der wissenschaftlichen Leitung. Neue Angebote und neue Mitarbeitende werden durch die wissenschaftliche Leitung begleitet und evaluiert.

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