Wo Kaiser Wilhelm „Peter Broich“ heißt

Rheinischer Tulpenapfel, Blauer Kölner, Dycker Schmalzbirne oder Grevenbroicher Knorpelkirsche – so heißen einige der alten und für das Rheinland besonders charakteristischen Lokal- und Regionalsorten. In dem neu erschienenen 144-seitigen Handbuch „Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – vom Aussterben bedroht“ werden 49 dieser Sorten vorgestellt.

Landschaftsverband und Biologische Stationen bewahren 49 alte Obstsorten des Rheinlandes vor dem Aussterben

Rheinischer Tulpenapfel, Blauer Kölner, Dycker Schmalzbirne oder Grevenbroicher Knorpelkirsche – so heißen einige der alten und für das Rheinland besonders charakteristischen Lokal- und Regionalsorten. In dem neu erschienenen 144-seitigen Handbuch „Lokale und regionale Obstsorten im Rheinland – vom Aussterben bedroht“ werden 49 dieser Sorten vorgestellt. Es sind besonders seltene Raritäten im Rheinland, die vielleicht nur in einem Dorf vorkamen und von denen heute manchmal nur noch 1 oder 2 alte Bäume existieren.  

Um diese Sorten zu finden und zu bewahren, hat sich die Biologische Station Haus Bürgel mit 13 Projektpartnern im gesamten Rheinland auf die Suche gemacht. Tausenden von Hinweisen aus der Bevölkerung und aus Fachkreisen wurde nachgegangen, nach alter Literatur wurde in Archiven recherchiert, Hunderte von Fruchtproben wurden genommen und durch Pomologen (Obstsortenkundler) untersucht. Von den 143 erfassten Obstsorten konnten 49 als Lokal- und Regionalsorten bestätigt werden. Finanziert wurde dieses Projekt vom Landschaftsverband Rheinland (LVR). 

In Düsseldorf und im Kreis Mettmann hat die Biologische Station Haus Bürgel bislang sechs dieser Obstsorten aufgefunden. Diese sind die Gräling-Birne, der Rheinische Tulpenapfel, der Bresüthe, der Eifeler Rambur, der Moseleisenapfel und die Alte Luxemburger Renette. Durch Sortenprüfung und genetische Tests kam beispielsweise auch heraus, dass eine im 19. Jahrhundert im Gebiet Grevenbroich auf der linksrheinischen Seite als „Peter Broich“ bezeichnete Sorte dort kaum Beachtung fand, während auf der rechtsrheinischen Seite die gleiche Sorte als „Kaiser Wilhelm Apfel“ betitelt wurde und von hier aus in ganz Deutschland ihre Verbreitung fand - eine gelungene Marketing-Strategie. 

Um eine erste neue Generation dieser Sorten nachzuziehen, wurden von den wenigen noch vorhandenen Altbäumen Edelreiser genommen und durch Baumschulen vermehrt. Darunter sind auch die oben genannten Sorten, die von der Biologischen Station Haus Bürgel bereits in den Obstwiesen der Urdenbacher Kämpe nachgepflanzt werden. Wer diese oder andere alte Sorten in seinem Garten nachpflanzen möchte, kann sich bei der Biologischen Station Haus Bürgel melden (Tel. 0211/9961224). 

Durch das Projekt ist nicht nur ein reich bebildertes Sortenhandbuch entstanden, die Sorten wurden zusätzlich im Rahmen von Nachpflanzungen für die Nachwelt gerettet. In wenigen Jahren schon werden die Jungbäume Obst tragen, und dann darf der Genießer sich wieder über das knackige Fruchtfleisch eines Rheinischen Tulpenapfels freuen oder in eine aromatische Gräling-Birne beißen.  

Das Buch ist bei der Biologischen Station Haus Bürgel in Monheim und beim Gartenamt der Stadt Düsseldorf gegen eine Schutzgebühr von 5 Euro erhältlich.

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