Der Urdenbacher Altrhein – ein Erfolgskonzept

Schon im ersten Jahr nach der Deichöffnung hat sich eine lebendige, artenreiche Auenlandschaft entwickelt

Bereits im ersten Jahr nach der Deichöffnung und der Umleitung des Baches übertreffen die eingetretenen Entwicklungen der Altrheinaue in der Urdenbacher Kämpe alle Erwartungen: Der Bach hat seine natürliche Aue zurückerobert. Er fließt sehr langsam und flach und ist 50 Meter breit, an einigen Stellen sogar noch breiter. Ursprünglich war der kanalisierte Bach lediglich bis zu sieben Meter breit gewesen. Wie schnell sich naturnahe Verhältnisse wieder einstellen können, zeigt ein Vergleich von Luftbildern aus dem Jahr 2012 mit aktuellen Luftbildern von 2015.

"Auch die ersten Ergebnisse des Monitorings, der auf 10 Jahre angelegten wissenschaftlichen Begleituntersuchung, belegen die Erfolge: Bedingt durch die größere Wasserfläche sind deutlich mehr Frösche in der Fläche aktiv. Besonders die Grünfrösche rufen im Sommer überall und auch vom Grasfrosch gibt es mehr Laichgesellschaften als vor dem Projekt", erklärt Tobias Krause von der Unteren Landschaftsbehörde beim Gartenamt. Eine Kartierung der Neophyten (nicht heimische Pflanzen) kommt zu dem Ergebnis, dass die Bestände des Riesenbärenklaus durch die Vernässungen zurückgegangen sind. Andere Arten, wie der Weiße Hartriegel haben dafür im Bestand zugenommen.

Aus weiteren Untersuchungen der Kleinlebewesen im Wasser, der Libellen und Fische gibt es ebenfalls erste Anzeichen für eine Verbesserung der Lebensbedingungen. Die Kartierungen der Vögel haben gezeigt, dass es eine deutliche Zunahme der Brutvogelarten gegeben hat. Besonders seltene Wasservogelarten haben profitiert. Absoluter Höhepunkt der bisherigen Entwicklungen ist der Brutverdacht für den Nachtreiher, einer Vogelart, die bisher noch nie in NRW gebrütet hat. Auch die Bestände von Wasserralle, Bläßralle, Teichhuhn und Zwergtaucher haben zugenommen. Die Fläche, die diesen Arten als Bruthabitat zur Verfügung steht, hat sich deutlich vergrößert und die Vögel nutzen dieses Angebot direkt. Auch nicht wassergebundene Arten, wie der Rotmilan, Schwarzkehlchen und der Neuntöter haben durch die Beruhigung der Bereiche profitiert.

Der Urdenbacher Altrhein ist Teil des Naturschutzgebietes Urdenbacher Kämpe im Süden von Düsseldorf. Die Kämpe gehört zu den letzten Flussauen am Niederrhein, die regelmäßig bei Hochwasser überschwemmt werden. Als so genanntes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet hat sie einen hohen Rang unter den europäischen Naturschutzgebieten. 2014 wurde nach langjähriger Planung ein Gewässerentwicklungsprojekt umgesetzt. Um dem Urdenbacher Altrhein wieder eine natürliche Entwicklung zu ermöglichen, wurde der Deich an zwei Stellen geöffnet. Auf einer Strecke von 2,5 Kilometern wurde dadurch ein sich selbst entwickelndes Niederungsgewässer geschaffen. Der Bach kann seit der Deichöffnung seinen Lauf wieder im taltiefsten Bereich der Urdenbacher Kämpe entwickeln, das heißt: Dort, wo er vor den Ausbaumaßnahmen der 1950er-Jahre Jahrhunderte lang sein eigenes Bett gegraben hatte.

Die wissenschaftliche Erfolgskontrolle wird in den kommenden zehn Jahren durch die Biologische Station Haus Bürgel in Abstimmung mit der Stadt Düsseldorf koordiniert. Die Finanzierung wird durch Mittel des Landes NRW, der Stadt Düsseldorf und durch die Hauptsponsoren der Biologischen Station, die Firmen AWISTA und KDM ermöglicht. Zusätzlich finanziert die Deutsche Umwelthilfe in den Jahren 2014 und 2015 Vogelkartierungen. (bu)

Nach oben