„AuenBlicke“: Projekt für den Naturschutz und einen sanften Tourismus erfolgreich abgeschlossen

Das Projekt „AuenBlicke“ – Auen entwickeln und Auen erleben“ ist von der Biologischen Station Haus Bürgel nun erfolgreich abgeschlossen worden. Der mit dem Projekt verbundene Kosten- und Zeitplan

866.000 Euro wurden investiert

Das Projekt „AuenBlicke“ – Auen entwickeln und Auen erleben“ ist von der Biologischen Station Haus Bürgel nun erfolgreich abgeschlossen worden. Der mit dem Projekt verbundene Kosten- und Zeitplan wurde vollständig eingehalten. Seit September 2012 wurden im Rahmen des Projektes zahlreiche Ideen umgesetzt. So wurden zum Beispiel eine ehemalige Hochflutrinne vertieft, Hör-Erlebnisse für die Besucher geschaffen und für Wanderfreunde eine neue Wanderkarte für die Urdenbacher Kämpe entwickelt. Ziel war es, die naturnahe Entwicklung der Urdenbacher Kämpe zu fördern und sie aber auch auf sanftem Wege für die Öffentlichkeit zu erschließen. Dafür standen der Biologischen Station 900.000 Euro zur Förderung der Naturentwicklung und des Naturerlebens zur Verfügung. Die Finanzierung erfolgte über die NRW-Bank aus Fördermitteln der Europäischen Union und des Landes Nordrhein-Westfalen.

 

Die Biologische Station hatte sich 2010 an dem von der NRW-Bank angebotenen Wettbewerb "Naturerlebnisse" beteiligt. Der Wettbewerb stand im Zeichen des Masterplans Tourismus NRW. Die einge­reichten Projekte zu den Themen Naturentwicklung und Förderung des Naturerlebens wurden von einer unabhängigen Jury aus vielen Projektvorschlägen ausgewählt. Die Biologische Station hatte daraufhin eine Förderzusage in Höhe von 900.000 Euro erhalten.

Die erfolgreiche Beteiligung am Wettbewerb und die Umsetzung des Projektes wurden durch die bewährte Zusammenarbeit mit Partnern aus der Region möglich: Die Landeshauptstadt Düsseldorf, der Kreis Mettmann, die Stadt Monheim und die NRW-Stiftung waren intensiv beteiligt: Die Part­ner haben Flächen bereitgestellt und werden zukünftig Folgekosten übernehmen und für die Verkehrssicherung sorgen. Sie haben nicht zuletzt durch eine kontinuierliche Beratung zum Gelingen beigetragen. „Die Biologische Station wirkte dazu sozusagen als Triebfeder für diese erfolgreiche regionale Zusammenarbeit“, sagt dazu deren Vorsitzender Dr. Heinz Günter Nösler.  

 

Zur Entwicklung der Aue wurden eine Flutrinne vertieft, Teiche angelegt und regionales Saatgut eingebracht:  Dadurch werden die Flora-Fauna-Ha­bitat-(FFH)-Lebensraumtypen gefördert. Ein zweites, gleichwertiges  Aufgabenfeld war die Entwicklung des Naturerlebens und des naturverträglichen Tourismus. Dafür wurde das vorhandene Wanderwegenetz mit neuen Ruheplätzen, Informationstafeln und Hör-Erlebnissstationen aufgewertet. Entlang des Deiches, der parallel zum Urdenbacher Altrhein verläuft, wurde mit Bürgerbeteiligung ein Naturinterpretationspfad entwickelt. Zu diesen Maßnahmen gehört auch die Ausbildung von AuenErlebnisBeglei­tern zu zertifizierten Natur- und Landschaftsführern, die zukünftig Interessierte durch das FFH – Gebiet führen und Veranstaltungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten anbieten werden. Die Außen­anlagen um Haus Bürgel wurden mit einem Teich, Ruheplätzen und Informationstafeln aufgewertet, um auch hier die Möglichkei­ten der Umweltbildung "vor der Haustür" zu verbessern.

 

Das Gebiet Urdenbach – Kirberger Loch – Zonser Grind umfasst eine Fläche von mehr als 700 Hektar. Der Rheinauenabschnitt ist lan­desweit von besonderer Bedeutung und wurde 2004 in die Liste der Na­tura-2000-Gebiete aufgenommen. Verantwortlich sind gleich mehrere Kommunen, Düsseldorf, Monheim, der Kreis Mettmann und die NRW-Stiftung, die gemeinsam das Gebiet schützen und weiterentwickeln.

 

 

Hintergrund: Projekte und Kosten im Überblick

 

1. Wiederherstellung einer ehemaligen Hochflutrinne

Zwischen Baumberger Weg und der Straße "Am Ausleger" befindet sich eine Hochflutrinne. Diese Flutrinne wurde um etwa zwei Meter vertieft, um Wasser länger im Gebiet zu halten. In den Bürgeler Wiesen wurden zwei vorhandene Mulden vertieft und drei zusätzliche Tümpel angelegt. Dadurch verbessert sich der Lebensraum für Amphibien und Libellen.

 

2. Bau von Viehtränkebrunnen

In der Urdenbacher Kämpe gibt es wertvolle Streuobstwiesen mit alten, regionaltypischen Sorten. Als "Landschaftspfleger" sind Schafe und Rinder im Einsatz, die Fläche ist an Landwirte verpachtet. Um die Beweidung aufrechterhalten zu können, wurden drei Viehtränkebrunnen gebohrt. So kann lang­fristig das Biotop "Streuobstwiese" erhalten werden. Auch der dort le­bende Steinkauz wird unterstützt, da er nur auf kurz gefressenen Wiesen nach Mäusen, Käfern und Raupen sucht.

 

3. Verwendung von regionalem Saatgut

Zur Förderung artenreicher Wiesen wurde entlang des Rheins zwischen Ortweg und Fischerhaus regionales Saatgut ausgebracht. Die dichte Grasnarbe hatte bisher verhindert, dass sich Kräuter ausbreiten konnten. Um das zu verändern, wurden kleine Flächen gefräst und regionales Saatgut eingesät. So wird die Wiederansiedlung der einheimischen Wie­senpflanzen begünstigt. Dies nützt nicht nur den blütenbesuchenden Insekten, sondern auch die Spaziergänger können sich an einer blühenden Wiese erfreuen.

 

4. Besucherlenkung Bürgeler Wiesen

Die Bürgeler Wiesen sind durch Hecken und Gehölze gegliederte arten­reiche Mähwiesen und gehören zu den sensiblen Kernzonen des Gebie­tes. Viele Ausflügler gehen gerne dort spazieren. Da es keine eindeutigen Wegemarkierungen gab, haben sich Trampelpfade ausgebildet. Im Rahmen des Projektes wurde der Weg durch Holzpfosten mit Wegemarkierungen eindeutig gekennzeichnet. Zusätzlich erläutern Infotafeln die Bedeutung der trittempfindlichen Pflanzen.

 

5. Auenerlebnis Altrhein: Naturinterpretationspfad

Zur Vermittlung der ökologischen Bedeutung der vielfältigen Landschaft entlang des Altrheines wurde unter Einbeziehung von Anwohnern ein so genannter Naturinterpretationspfad entwickelt. Dort haben Brücken Namen und an den Zugängen laden Tafeln dazu ein, die eigenen Beobachtungen anderen Besuchern mitzuteilen. Persönliche Erlebnisse  in der Kämpe werden von den Anwohnern als Hörerlebnis per Telefon selber erzählt.

 

6. Auen- Wanderroute Urdenbacher Kämpe

Im Rahmen der Entwicklung eines Besucherkonzeptes wurde ein Runder Tisch mit Behörden, Landwirten, Jägern und Anwohner am Ausleger  eingerichtet und Probleme erörtert und Lösungsansätze aufgezeigt. Dazu wurden an allen Eingängen zum Gebiet Besucher gezählt und befragt. Ergebnis ist ein Wanderwegenetz mit Eingangsstelen an den sieben Hauptzugängen zum Gebiet, sozusagen zur Einstimmung in die Auenlandschaft. Entlang der Wanderwege erinnern Pegelpfosten mit Markierungen zu Hochwasserereignissen daran, dass die Urdenbacher Kämpe bei Rheinhochwasser überflutet wird. Eine handliche Wanderkarte und die Internetseite www.auenblicke.de liefern interessante Hintergrundinformationen. Dabei wurden Aspekte der Inklusion und Barrierefreiheit berücksichtigt. Für ausländische Besucher wurde die Internetseite auf Englisch übersetzt. Die großen Infotafeln bieten eine englische Zusammenfassung. Auch technikbegeistere Besucher kommen auf ihre Kosten. Mit Audioguides, QR-Codes und GPS-Rallyes werden sie angesprochen.

 

7. Haus Bürgel: Eingangsbereich, Obstwiese, Teich mit Steg

Haus Bürgel mit den drei Nutzern Biologische Station, Römermuseum und Kaltblutpferdezucht ist für die Öffentlichkeit einladender geworden. Gleich am Eingang können sich die Besucher über das historische Gebäude und die Urdenbacher Kämpe informieren. Eine neue Sitzgruppe im Innenhof und auf der Obstwiese lädt zum Verweilen ein. In einer vorhandenen Mulde wurde ein Folienteich neu angelegt. Über einen Steg können Schulklassen im Teich Wassertiere keschern. Der Steg wurde so gebaut, dass er auch für Rollstuhlfahrer zugänglich ist. Für Schulklassen heißt es dann: „Auf zur Teich - Safari“. Auf der nahen Obstwiese informieren 35 Sortentafeln über die Eigenschaften der alten Rheinischen Obstsorten.

 

8. AuenErlebnisBegleiter

26 Auenerlebnisbegleiter wurden in einem 70 stündigen Lehrgang ausgebildet. Diese zertifizierten Natur- und Landschaftsführer werden zukünftig die Auenlandschaften mit ihrer ökologischen Vielfalt, Kultur, Landschaftsgeschichte und den dort leben­den Tier- und Pflanzenarten lebendig und anschaulich vermitteln. Sie sind zugleich Botschafter und Multiplikatoren für ein naturverträgliches Freizeitverhalten in der Region und erweitern das Angebot für den sanf­ten Tourismus. Für jedes Thema und jede Besuchergruppe – seien es Kindergeburtstage, Schulklassen oder Firmenausflüge – gibt es interessante Angebote.  Über die Internetseiten www.bsdme.de und www.auenblicke.de können die Angebote direkt gebucht werden. Ein Flyer liefert hierzu einen Überblick.

 

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